Ein wichtiges Thema findet seinen Platz in der Innenstadt


10.04.2021

"Was hattest du an?" Eine Frage, die Opfern sexueller Übergriffe viel zu oft gestellt wird und impliziert, dass sie möglicherweise eine Teilschuld an der Tat trifft. Mit der Ausstellung "Was hattest du an?", welche im der Zeit vom  10.04. - 28.04.2021 gezeigt wird, soll für den richtigen Umgang mit Betroffenen sowie die Thematik der Opferschuld im Allgemeinen sensibilisiert werden. Die Ausstellung zeigt unterschiedlichste Kleidungsstücke, welche denen ähneln, die die Opfer zum Zeitpunkt des Übergriffs getragen haben, und gibt Einblick in die Gefühlswelt der Betroffenen. Besucher sind eingeladen, eigene Erfahrungen, Gefühle und Gedanken (anonym) zu teilen. Instagram

 

Die Frage „Was hattest du an?“ zu stellen, kosten die Fragestellenden nichts. Sie wird oft leichtfertig ausgesprochen, ohne die Folgen abzusehen.
Denn den Überlebenden wird dadurch die schwere Last der Selbstbeschuldigung auferlegt. Mit seiner Frage äußert der Fragesteller indirekt die Inschutznahme der Täter sowie ein gewisses Verständnis für ihr Handeln.

Die Installation fordert die Teilnehmenden auf, sich mit der universellen Verbindung, die wir mit Kleidung haben, auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken, was diesem spezifischen Mythos der Vergewaltigungskultur so viel Kraft verleiht.

Das Anziehen von Kleidung ist so selbstverständlich. Eine so alltägliche Sache mit dem Schmerz und Leid der Opfer zu verknüpfen impliziert fälschlicherweise gleichzeitig, dass diese und andere simple und normale Verhaltensweisen des Alltags als gefährlich angesehen werden müssen und eine gewisse Verantwortung zum Schutz vor sexuellen Übergriffen bei potenziellen Opfern liegt.

Es ist elementar zu verstehen, dass die Taten nie von der Kleidung der Opfer ausgingen.

Es reicht nicht aus, die betreffende Kleidung hinter sich zu lassen, denn die Verletzung und der Schmerz sind nicht in das Material der Kleidung gewebt, sondern unvermeidbar zu einem Teil der neuen Geschichte der Überlebenden geworden.

Wenn das Beenden sexueller Gewalt doch nur so einfach wäre wie das Wechseln unserer Kleidung.

Stattdessen müssen wir hinterfragen, was uns als Individuum und als Gesellschaft überhaupt erlaubt zu fragen "Was hattest du an?".

 

Quelle: Der Ursprung - Was hattest du an?